Psychische Belastungen beeinflussen den Alltag

Im täglichen Gebrauch verwenden wir das Wort „Belastung“ meist in einem negativen Zusammenhang. Der Stress bei der Arbeit, Auseinandersetzungen mit dem Kollegen oder der 14-jährigen Tochter zuhause werden als Belastung empfunden. Im eigentlichen Sinne bedeutet Belastung, dass eine Sache Gewicht hat, spürbar ist. Und das betrifft alle Einflüsse, denen wir im Leben ausgesetzt sind – mehr oder weniger deutlich. Belastungen gehören zum Leben dazu und wir sind von Natur aus so ausgestattet, dass wir damit gut umgehen können. 

Auch unsere Arbeitswelt ist ohne Belastungen nicht denkbar. Es ist nicht immer möglich, eine Lösung für Zeitdruck, Arbeitsaufkommen, Monotonie oder dauernde Veränderung zu finden. Was also tun, wenn diese Dinge einen solchen Stress verursachen, dass die Gesundheit und Leistungsfähigkeit darunter leiden?

In dieser Situation stellt sich dem Betroffenen die Frage, wie er oder sie langfristig gut mit der Situation leben kann, ob es einen Ausgleich im Privatleben gibt, sich die gefühlte Belastung reduzieren lässt oder wie mögliche Alternativen aussehen könnten. Bei diesem Prozess kann die Beratung durch eine neutrale oder fachlich kompetente Person sinnvoll sein.

Stress und Burnout

Sind Menschen langfristig mit Arbeitsanforderungen konfrontiert, die sie überfordern, entsteht ein chronischer (andauernder) Stresszustand.

Welche Ursachen hat Stress am Arbeitsplatz?

Mögliche Ursachen für Stress am Arbeitsplatz:

  • Arbeitsaufgaben (z.B. Zeit- und Termindruck, Entscheidungsanforderungen ohne ausreichende Informationsgrundlage)
  • Umgebungsbedingungen (z.B. Lärm, mangelhafte ergonomische Verhältnisse, Gefahren)
  • betriebliche Organisation (z.B. strukturelle Veränderungen, unklare Kompetenzregelungen),
  • zwischenmenschliche Beziehungen (z.B. konflikthafte Arbeitsbeziehungen zu Vorgesetzten und Kollegen, schlechtes Betriebsklima)
  • Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Was ist Burnout?

Burnout (aus dem Englischen: burnout = das Ausbrennen) ist ein Zustand geistig-körperlicher Erschöpfung, bei dem Lebenslust, innere Begeisterung, Motivation und Schaffenskraft nachlassen.

Warnzeichen eines Burnouts sind unter anderem:

  • viel Arbeit bei wenig Erholung und Abwechslung
  • die Missachtung körperlicher Warnzeichen (z.B. hoher Blutdruck, flache Atmung, Muskelverspannung oder schlechter Schlaf)
  • eine veränderte Persönlichkeit (z.B. Gereiztheit, Erschöpfung, Zynismus, Depression oder Aggressivität)
  • ein verkümmertes Sozialverhalten
  • Perfektionismus
  • die Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse (z.B. eigene Grenzen überschreiten oder Schwierigkeiten beim Nein-Sagen)

Change (Veränderungen)

Veränderungen sind heute ein ständiger Begleiter im Arbeitsleben: mal sind es neue Arbeitskollegen, mal ist es ein neuer Chef, mal ein neuer oder veränderter Arbeitsbereich. Immer aber bedeutet Veränderung auch Unsicherheit: Der gewohnte Gang der Dinge funktioniert nicht mehr, wir müssen uns von Vertrautem trennen.

Wie kann man konstruktiv mit Veränderungen umgehen?

Ein Umstrukturierungsprozess in Unternehmen fordert die Mitarbeiter heraus, sich auf Arbeitsplatzveränderungen und -verlagerungen einzustellen. Solch tiefgreifende Veränderungsprozesse lösen bei vielen Mitarbeitern Unsicherheiten, Ängste und Widerstände aus. Es fällt schwer, sich auf Veränderungen einzulassen, sie als positive Herausforderung zu sehen und sich von den als besser empfundenen „alten Zeiten“ zu lösen.

Die Unternehmensführung muss erkennen, wann und in welchem Tempo Veränderungen notwendig sind. Doch sie kann dies nur mit allen Mitarbeitern gemeinsam schaffen. Nur wenn Führungskräfte und Mitarbeiter von der Notwendigkeit zur Veränderung überzeugt sind, wird diese gelingen.

Um das zu schaffen, gibt es einige Grundregeln wie beispielsweise:

  • Rechtzeitig informieren
  • Notwendigkeit erklären
  • Betroffene einbeziehen
  • Mit Verlierern fair umgehen
  • Für neue Aufgaben qualifizieren
  • Veränderungsbereitschaft vorleben
  • Erfolge auf dem Weg feiern

Konflikte

Konflikte können sehr verschiedene Ursachen haben. Da es keine „Patentrezepte“ für die Lösung von Konflikten gibt, ist die Entwicklung eigener Strategien und Vorgehensweisen wichtig.

Wie entsteht ein Konflikt?

Ein Konflikt kann entstehen, wenn Interessen, Meinungen, Erwartungen oder Handlungen aufeinander prallen, die nicht miteinander vereinbar sind.

Welche Verantwortung trägt der Einzelne?

Ein Konflikt hat nie nur etwas mit den „Anderen“ zu tun, sondern immer auch mit der eigenen Person. Hier sollte man zu Beginn der Konfliktbewältigung ansetzen und Verantwortung für die eigenen Gefühle und Bedürfnisse übernehmen. Damit muss man auch akzeptieren, dass der Konfliktpartner davon abweichende Gefühle und Interessen haben kann.

Wie kann man zur Lösung eines Konflikts gelangen?

Zur persönlichen Konfliktfähigkeit gehört, dass man grundsätzlich die Bereitschaft mitbringt, den Konflikt beizulegen. Das Wichtigste bei der Konfliktbewältigung ist immer ein offenes Gespräch. Scheitert man in entscheidenden Situationen immer wieder, zum Beispiel an seinem aufbrausenden Temperament, hilft dem Betroffenen besonders das Einüben von Kommunikationstechniken weiter. Eine hilfreiche Kommunikationstechnik kann sein, bewusst darauf zu achten, den anderen ausreden zu lassen und offene Fragen zu stellen, um möglichst viel über den Konflikt aus der Sicht des anderen zu erfahren.

In scheinbar unlösbaren Situationen kann es sinnvoll sein, einen Mediator einzusetzen. Der Mediator nimmt bei den Gesprächen keine Position ein, sondern wird lediglich moderieren und beim Ausarbeiten einer Lösung helfen.

Welche Chancen hat ein Konflikt?

Bei einem konstruktiven Herangehen können Konflikte allerdings durchaus positive Auswirkungen haben. Sie können den Blick auf die bestehende Situation verändern, Kreativität auslösen und die Kommunikation innerhalb eines Teams fördern. Grundsätzlich gilt: Je früher ein Konflikt wahrgenommen und angegangen wird, desto besser.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Ein ausgeglichenes Leben zu führen heißt, die eigenen Möglichkeiten und Grenzen zu kennen und danach zu leben. Viele Berufstätige sind durch die modernen Medien auch nach dem Feierabend oder im Urlaub für den Chef, die Kollegen oder Kunden erreichbar. Die Kommunikation ist schneller geworden. Informationen stehen uns in großer Menge und schnell abrufbar zur Verfügung. Umstrukturierungen stehen bei vielen Unternehmen regelmäßig auf der Tagesordnung und fordern ein hohes Maß an Flexibilität von ihren Mitarbeitern. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die eigene Lebensbalance bewusst zu steuern – um auf Dauer gesund und leistungsfähig zu bleiben.

Wichtige Fragen, die man sich auf dem Weg zu mehr Ausgewogenheit zwischen Beruf- und Privatleben (Work-Life-Balance) stellen sollte, sind unter anderem diese:

  • Welche Prioritäten setze ich in meinem Leben? Was ist wesentlich und wichtig?
  • Welche Personen stehen mir nahe?
  • Wie zufrieden bin ich mit meinem Zeitmanagement?
  • Bin ich zufrieden mit meiner Ernährung, Fitness und Entspannung?

Faustregel für eine gesunde Work-Life-Balance:

  • 1 Mal pro Woche ein freier Abend
  • 2 Mal pro Woche Zeit mit Ihrem Partner oder einem lieben Menschen
  • 3 Mal pro Woche sportlich oder anders aktiv sein (mind. 20 Minuten)
  • 4 Mal pro Woche bewusst genießen
  • 5 Mal pro Woche gut schlafen
  • 6 Mal pro Woche gesund essen
  • 7 Mal pro Woche kräftig lachen

Boreout

Experten sprechen von Boreout (aus dem Englischen: to bore = langweilen), wenn ein Mitarbeiter nicht unter Überforderung, sondern unter Unterforderung leidet. Das passiert, wenn eine Arbeitstätigkeit nicht den Stärken und Vorlieben der ausübenden Person entspricht. Als Folge ziehen sich viele Mitarbeiter zurück, resignieren und stellen keine Ansprüche mehr an sich und das Arbeitsergebnis. Wie beim bekannteren Burnout können Verspannungen, Schlafstörungen bis hin zum Verlust von Lebensfreude die Folge sein.

Wer sich unterbeschäftigt fühlt, versucht meist zuerst, dies durch ein Gespräch mit den Vorgesetzten zu ändern. Nehmen der Arbeitsumfang oder die Anforderungen der Arbeitsaufgabe aber trotzdem nicht zu, wird es problematisch. Denn kein Arbeitnehmer kann sich erlauben, am Schreibtisch Löcher in die Luft zu starren. Also werden Strategien entwickelt, um beschäftigt zu wirken, ohne es tatsächlich zu sein. Man verteilt sein Arbeitspensum zum Beispiel auf längere Zeit, als nötig wäre. Oder man hat immer eine Präsentation am Bildschirm offen, spielt in Wahrheit aber Sudoku oder schaut sich Kochrezepte an.

Welche Möglichkeiten gibt es, einer Unterforderung zu entkommen?

Um der Unterforderung bei der Arbeit zu entkommen, können Betroffene zum Beispiel nach Alternativen im Unternehmen suchen, sich nach einer neuen Tätigkeit umsehen oder eine Teilzeittätigkeit in Betracht ziehen, um im Privatleben mehr Befriedigung zu finden.

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